Freiwillige Feuerwehr Datteln 
 

75 Jahre Amtssterbekasse



Was kameradschaftlicher Gemeinschaftsgeist bewirken kann

Ein wenig beachtetes Jubiläum bei der Freiwilligen Feuerwehr

Jubiläen sind normalerweise auch für die Feuerwehren ein Anlass, der mehr oder weniger laut und öffentlich gefeiert wird, sei es das 125-jährige Bestehen, 60 Jahre Jugendfeuerwehr, 50 Jahre Feuer- und Rettungswache Datteln oder 25, 50 oder gar 60-jährige Jubiläen einzelner Kameraden.
Dass, was die Geschichte an Sichtbarem hinterlässt, findet in der Gesellschaft naturgemäß große Beachtung, doch andere Aspekte, wie z. B. die seit 75 Jahren in den Feuerwehren herrschende und gepflegte interne kameradschaftliche Hilfsbereitschaft wird leicht übersehen, wie es dem „Unsichtbaren“ in der Geschichte häufig widerfährt. So wissen auch im Kreis der aktuellen Feuerwehr-Kameraden nur wenige, dass vor genau 75 Jahren, am 1.Mai 1950, die Löschzüge der damaligen Amtsfeuerwehr Datteln eine „Kameradschaftshilfskasse“ gründeten.
Das Amt Datteln besteht zwar seit dem 31.12.1964 nicht mehr, die besagte Kasse wird heute „Amtssterbekasse“ genannt und sie rechnet inzwischen auch nicht mehr mit DM sondern mit Euro und natürlich veränderten Beträgen. Auf der Basis der Solidarität der Feuerwehrangehörigen untereinander aber funktioniert sie bis zum heutigen Tag noch unverändert zuverlässig. Stirbt ein Mitglied der Sterbekasse, wird von der Gemeinschaft ein Beitrag von zwei Euro erhoben und davon an die Hinterbliebenen ein per Satzung festgelegtes Sterbegeld bezahlt. Die Zahl der Mitglieder bestimmt die Höhe des Sterbegeldes. Zweck ist seit 75 Jahren, die finanziellen Belastungen der Angehörigen im Todesfall mindern zu helfen. Bemerkenswert ist zudem, dass dies bis heute vollkommen unbürokratisch funktioniert.
409 Kameradinnen u. Kameraden sind heute Mitglied dieser Kasse. Begonnen hat man 1950 mit „nur“ 194 Kameraden, die damals noch eine freiwillige Beitrittserklärung zu dieser Kasse ausfüllen mussten. Aus der damaligen „Altersabteilung“ der Mitgliedswehren verstarben bis Ende 1950 je ein Kamerad aus den Dattelner Löschzügen und ein Kamerad aus dem LZ Flaesheim. An die Witwen wurden innerhalb weniger Tage jeweils 360 DM bar (!) ausgezahlt.
Das Amt Datteln wurde zwar 1857 gegründet, doch die 1950 besehenden Grenzen waren im Jahr 1926 vom preußischen Landtag neu festgelegt worden. Die Landgemeinde Oer (Ortsteile Sinsen-Ost, Siepen und Oer) war mit dem Ortsteil Erkenschwick und dem Ortsteil Rapen zu einer Landgemeinde mit dem Namen Oer-Erkenschwick vereinigt worden und dem Amt Datteln des Landkreises Recklinghausen zugelegt worden. Ahsen und Flaesheim verblieben weiter in diesem Amtsverband. Auf dieser Basis begründet 1934 eine Mitgliederversammlung die Gründung des Vereins „Freiwillige Feuerwehr Amt Datteln Westfalen“, die eingangs angesprochene „Amtsfeuerwehr“. Am 1. Mai 1950 besteht sie aus sieben Löschzügen.
Durch die Auflösung des Amtes Datteln 1964 hört auch der Feuerwehr-Amtsverband „in seiner bisherigen Form“ auf zu bestehen. Eine Diskussion über das „Schicksal“ der Amtssterbekasse ist nicht aktenkundig, aus den Protokollen der Brandmeisterbesprechungen aber ist zu entnehmen, dass es in allen Löschzügen der „Wunsch aller Feuerwehrmänner ist, die Sterbekassenumlage, auch Kameradschaftshilfskasse genannt, wie bisher in der alten Form bestehen zu lassen.“
Gemeinde-Brandmeister und Löschzugführer beschließen somit am 11. Mai 1965 die Weiterführung in der bisherigen Form. Seither spricht man intern von der „Sterbekasse des alten Amtsverbandes Datteln“. Nichts geändert hat daran die am 1.1.1975 vollzogene kommunale Gebietsreform in NRW, nach der Horneburg und Ahsen Ortsteile der Stadt Datteln, Flaesheim der Stadt Haltern werden. Der damalige Horneburger Löschzugführer Leo Balan erinnert sich daran, dass die Horneburger Kameraden bereits am 1.11976 völlig unbürokratisch in die Amtssterbekasse übernommen wurden. Im Amt Waltrop, wie übrigens im ganzen restlichen Kreis Recklinghausen, besteht bis heute keine vergleichbare örtliche Feuerwehr-Sterbekasse.
Der Gedanke der Sterbekassen hat seit jeher in den Feuerwehren eine Rolle gespielt. Diverse Kriegssterbekassen und auch die Unfallversicherung der Feuerwehren stellten in erster Linie aber auf ein Sterbegeld aus Anlass eines Todes im Feuerwehrdienst ab. 1948/49 wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Feuerwehrkreisen vielerorts über eine darüber hinaus gehende soziale Hilfe für die Gemeinschaft der Feuerwehrangehörigen diskutiert. In Datteln trieb seit Beginn 1949 vor allem der damalige Leiter der Dattelner Feuerwehr, Anton Bonnekoh, auf Amtsebene die Gründung einer Kasse, die auch ein Sterbegeld auf allgemeine Sterbefälle eines Feuerwehrangehörigen umfasst, voran. Der in allen Löschzügen vorhandene hohe Grad kameradschaftlichen Gemeinschaftssinns machte es im leicht, eine billige und sichere, dem Gedanken der kameradschaftlichen Hilfsbereitschaft gerecht werdende Sterbegeldversicherung für den Feuerwehrmann zu entwickeln und umzusetzen. Der Name „Kameradschaftshilfskasse“ spricht dabei für sich. Ein weiteres Kennzeichen der noch heute großen Wertschätzung mag man darin sehen, dass seit Gründung der Kasse bis vor kurzem die Abwicklung aller Geschäfte in den Händen der Leiter der Dattelner Feuerwehr gelegen hat. Nun hat an der Industriestraße Brandamtmann Marco Roeder diese ehrenvolle Aufgabe übernommen: u. a. soll der die Abläufe auch modernisieren. Zum „stillen“ Jubiläum dieser kleinen, aber beispielhaften Einrichtung kann man auf jeden Fall nur gratulieren.














Anton Bonnekoh. Wegbereiter der Amtssterbekasse der Feuerwehren des Amtes Datteln



"Sterbebuch" handschriftlich geführt mit allen verstorbenen Kameraden seit 1950




 

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